Inliner-Lager Praxis

Das Rillen-Kugel-Lager !

Rillen-Kugel-Lager

Es gibt Tabellen für die nominelle Lebensdauer. Die reicht von 300 bis über 100000 Stunden je nach Verwendung. Der Inliner an sich kommt aber in diesen Tabellen nicht vor. Er würde die Billanz verhageln denn bei Rain-on-Skates 2004 schaffte er die Lager in nur 8 Stunden restlos zu ruinieren, quasi bis zum absoluten Stillstand.

Der Grund sind die extremen undefinierbaren mechanischen Einflüsse und vor allem die Abdichtung.

Beispiel für einen Skate mit 4 Rollen a 80mm

Die Drehzahl:
Der Umfang ist ~25 cm, bei 20km/h macht das 333m/min, ergibt 1332 Umdrehungen/Minute
Also theoretisch kein Problem.

Die Belastung:
80kg auf 8 Lager -> 10kg pro Lager (einbeinig rollen)
80kg auf 16 Lager -> 5kg pro Lager (zweibeinig rollen)
Also theoretisch auch kein Problem.

Aber die richtige Belastung:
Die optimale axiale Belastung von Rillenkugellager ist genau senkrecht. Da ist die Belastung der Kugel auf die Laufflächen optimal verteilt. Wird die Achs gekippt so wandert die Belastung der Kugeln auf den äusseren Rand der Laufflächen und die Belastung steigt. Das Lager läuft schwer (gequält).

Belastung richtig Belastung richtig Belastung falsch Belastung falsch

Die Schmierung, ganz heisses Thema:

Am leichtesten läuft ein Lager mit einem Leichtlauföl. Solches verwenden natürlich die Speed-Skater.
Nachteil: Es muss oft erneuert bzw. nachgeölt werden.
Fett hält lange, läuft aber nicht so leicht wie Öl. Also wurde für die Skater noch ein Mittelding entwickelt, Gel. Seine Eigenschaften liegen genau dazwischen. Jetzt muss jeder selbst entscheiden, welchen Pflegeaufwand er in die Lager stecken will.

Die Abdichtung:
Für Inliner sind die üblichen Dichtringe untauglich. Um richtig abzudichten müssen diese stramm anliegen. Das erzeugt aber eine gewisse Reibung, bei 4 Rollen sind das 16 Kugellager, macht 32 Dichtringe, also 32 mal Reibung.
Nach 5km würden die Oberschenkel brennen, da die Lager nicht gerade sehr leicht laufen.
(Selbstversuch mit einfachen gefetteten Möbellagern grandios gescheitert )

Dichtungen

Lager mit Rost Für Inliner-Lager werden Lager mit sogenannter berührungsfreier Abdichtung eingesetzt. Das heisst die Dichtung liegt am Innenring nicht ganz an. Dadurch dreht das Lager schön leicht aber es kann eben Wasser und/oder Dreck in das Lager gelangen.
An dieser berührungsfreien Stelle (siehe Pfeil) nutzen manche die Undichtigkeit aus, um mal eben die Lager mit einem frischen Tropfen Öl oder vermeintlichem Wundermittel zu versehen.

Eine Folge: Schmutz
Schmutz dringt in das Lager ein, wirkt wie Schmirgel und zerstört die feine glatte, hochglänzende Oberfläche der Kugeln und Laufbahnen. Auch hier hält das gefettete Lager etwas länger stand, da der erste Schmutz direkt am Anfang, am überschüssigen Fett kleben bleibt und noch nicht direkt an die Kugeln gerät. Sobald die Laufbahn oder Kugeln beschädigt sind ist Schluss mit ruhigem, lautlosem und leichtem Lauf, die Zerstörung hat begonnen und Marathon-Bestzeiten sind passé.

Eine andere Folge: Oxydation (Rostbildung)
Wasser spült das Öl raus und beginnt seine zerstörerische Arbeit.
Gefettete Lager halten auch bei Wasser etwas länger aus, das Fett emulgiert erst mit dem Wasser und verdünnt sich so. Irgendwann lässt sich aber auch bei gefetteten Lagern die Oxidation nicht verhindern.
Als Rost bezeichnet man das Korrosionsprodukt, das aus Eisen oder Stahl durch Oxidation mit Sauerstoff in Gegenwart von Wasser entsteht. Rost entsteht aus Eisen und setzt zur Bildung vorraus das sowohl Sauerstoff als auch Feuchtigkeit vorhanden sind damit daraus Eisen(II)oxid entsteht. Salze und Wärme beschleunigen den Vorgang besonders.
Also Lager zum trocknen in den Ofen legen, ganz doofe Idee.

Rost lässt Eisen verschwinden, man spricht auch von wegrosten. Entfernt man den Rost, dann werden Narben und Krater sichtbar
Lager mit Rost Kugel Rost entfernt Lager mit Rost
Hier läuft nix mehr rund, da helfen auch keine Wundermittel

Lagerreinigung
Hier gibt es vom Rollenshop ein schönes Video im Internet. Kann ich nur empfehlen.